Montanarchäologie in Sachsen

Die Montanarchäologie am Landesamt für Archäologie Sachsen widmet sich der Erforschung des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bergbaus während des 1. und 2. Berggeschreys im Erzgebirge. Mit dem Nachweis einer Fundstelle beim osterzgebirgischen Schellerhau ist seit 2018 erfreulicherweise der bronzezeitliche Zinnbergbau hinzugekommen.

Kennzeichnend für die Montanarchäologie ist die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern aus den verschiedensten Fachdisziplinen. Seit 2008 arbeiten u.a. Archäologen, Historiker, Vermessungsingenieure, Geologen, Dendrochronologen, Geophysiker, Forstwissenschaftler, Landschafts- und Klimaforscher, Informatiker, Anthropologen beiderseits der Grenze an der Dokumentation und Interpretation von archäologischen Bergbaurelikten sowohl unter als auch über Tage.

Hierbei fließen die im Rahmen der Ziel 3- bzw. Interreg VA Projekte ArchaeoMontan 2012–2015, ArchaeoMontan 2018 sowie Archiv-Net gewonnenen Ergebnisse mit ein. Weitere wie bspw. das Central Europe Projekt VirtualArch dienen der Inwertsetzung dieser kulturhistorisch wichtigen Denkmalgruppe. 

Neben der Erforschung der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bergwerke des sächsischen Erzgebirges liegt der Fokus ebenso auf den obertägigen Spuren, die heute noch vielfach in den hiesigen Wäldern erkennbar sind. Diese werden auch zur Rekonstruktion der Arbeits-, Lebens- und Umweltbedingen der Bergleute herangezogen. Fragen zur Aufbereitung, Verarbeitung oder zum Handel des gewonnenen Erzes, aber auch zu Auswirkungen des Bergbaus auf Landschaft und Umwelt während der prähistorischen, historischen und vorindustriellen Perioden stehen im Vordergrund. Die Daten werden möglichst zerstörungsfrei mithilfe des breitgefächerten Methodenspektrums innerhalb der Montanarchäologie (u.a. LiDAR, Drohnen, Photogrammetrie, Geophysik, Archäometrie, Dendrologie, Geologie, Mineralogie, Archäobotanik, Palynologie, C14, OSL) erhoben, analysiert und ausgewertet.

Auf die wissenschaftliche Bearbeitung - auch durch Masterarbeiten und Dissertationen - wird ebenso großer Wert gelegt, wie auf deren Zugänglichkeit. So werden die Ergebnisse mittels Tagungen, Workshops, Vorträgen und Publikationen gleichermaßen der Wissenschaft und der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt.

Seit August 2018 stellt das neue MiBERZ – Museum für mittelalterlichen Bergbau im Schloss Dippoldiswalde, die zahlreichen von ArchaeoMontan erarbeiteten montanarchäologischen Erkenntnisse aus. Das MiBERZ kommt mittelalterlichen Bergwerken auf die Spur, die schon vor Jahrhunderten in Vergessenheit gerieten. Es zeigt europaweit einzigartige Funde, die Einblick in das Leben und Arbeiten mittelalterlicher Bergleute über und unter Tage geben. Frühe Technologien und Geräte, die bei der Förderung und Bearbeitung des begehrten Silbererzes Verwendung fanden, werden anschaulich erklärt. Die über 800 Jahre alten, seltenen Ausstellungsobjekte beeindrucken durch ihren hervorragenden Erhaltungszustand. Zahlreiche Medienstationen, ein Bergwerkmodell sowie Audio- und Videostationen zeigen sehr lebendig, welche unterirdischen Bergwerkswelten sich direkt unter unseren Füßen verbergen.


ArchaeoMontan

Mit dem Beginn des Ziel 3‐Projektes ArchaeoMontan – Mittelalterlicher Bergbau in Sachsen und Böhmen fiel am 01.03.2012 der Startschuss für eines der größten Untersuchungs‐ und Forschungsvorhaben auf dem Gebiet der europäischen Montanarchäologie. Die Projektpartner widmen sich für die nächsten drei Jahre der Erkundung, Erfassung und Erforschung von Altbergbau‐Relikten in ausgewählten Referenzregionen im sächsisch‐böhmischen Erzgebirgsraum. Das Landesamt für Archäologie übernimmt dabei die Rolle des Lead‐Partners. Im Rahmen des Projektes finden Workshops und Konferenzen in Sachsen und Nordböhmen statt. Im Jahre 2014 wurde die Wanderausstellung „Silberrausch und Berggeschrey - Archäologie des mittelalterlichen Bergbaus in Sachsen und Böhmen“ eröffnet.  Sie war bislang in Jáchymov, Dippoldiswalde und der Slawenburg Raddusch bei Vetschau in Brandenburg zu sehen. Derzeit gastiert sie bis zum 03. April 2016 im Museum der Westlausitz in Kamenz.